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Comic-Review: Cable und X-Force Nr. 1

Harte Kerle (und Frauen), moralische Grauzonen, dicke Wummen und viel Action. Das waren die Hauptzutaten für die „Grim and Gritty“-Geschichten der 90er-Jahre. In dieser Zeit entstand die X-Force: Eine Gruppe bestehend aus (Anti-)Helden, die auch mal schmutzige Jobs erledigte. Seitdem sind die Knarren kleiner geworden und die Anzahl der Taschen an den ebenfalls geschrumpften Gürteln hat sich auch verringert. In der neuesten Auflage des Franchises „Cable und X-Force“ scharrt Cable, seines Zeichens Gründungsmitglied der X-Force, eine neue Gruppe an Rekruten um sich: Colossus, Domino, Forge und Dr. Nemesis.

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„Sieh dir meine Knarre an“

Obwohl Marvel Now! als der perfekte Einstiegspunkt für Neuleser propagiert wird, ist man als solcher zunächst sehr verwirrt. Autor Dennis Hopeless macht den Fehler, Hintergrundwissen zu den auftretenden Charakteren vorauszusetzen, was die Einsteigerfreundlichkeit deutlich mindert. Auch der achtseitige Prolog, der aus einem Teaserheft zu Marvel Now! stammt, beantwortet keine Fragen, sondern wirft höchstens ein paar neue auf. Dazu kommt, dass die Geschichte anfangs auf zwei Zeitebenen spielt. Auf der einen werden Cable und sein Team wegen Mordes gesucht, auf der anderen wird erzählt wie es dazu kommen konnte. Dieser Ansatz ist grundsätzlich spannend, doch kann zeitweise zu Verwirrungen führen. Cable hat noch ein anderes Problem: Er hat (mal wieder) eine seltsame Krankheit. Diese lässt ihn in die Zukunft blicken und verheerende Ereignisse voraussagen.

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Colossus muss immer mit dem Kopf durch die Wand

Eine umfassende Charakterisierung der Protagonisten sucht man leider vergeblich. Im Vergleich zu den 90ern hat sich leider nichts geändert. Cable & Co werden wie damals einfach in Schubladen, wie „mürrischer Anführer“ oder „durchgeknallter Wissenschaftler“ gesteckt. Einzig und allein Colossus ist interessant. Der hadert nach den Ereignissen in „Avengers vs X-Men“ nämlich mit sich selbst und ist zerfressen von Schuldgefühlen. Hervorzuheben ist auch die Dynamik zwischen Dr. Nemesis und Forge, die für die witzigsten Momente sorgen. In einer Szene lassen sie einen Roboter gegen einen Riesenskorpion antreten. Muss man mehr dazu sagen?

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Wer wollte nicht immer schon mal Spritzen mit einer Pistole verschießen?

Visuell hat der Band ein Problem. Salvador Larroca ist zwar ein brauchbarer Zeichner, doch er tuscht seine Arbeiten leider selbst. Während das bei anderen Zeichnern (zum Beispiel Tony Moore) gut funktioniert, sieht es bei Larroca mäßig beeindruckend aus. Er scheint sich strikt dagegen zu wehren, die Strichstärke zu variieren, was zu einem platten Eindruck führt und jegliche Räumlichkeit zerstört. Außerdem sind seine Striche teilweise wackelig, was den Gesamteindruck weiter verschlechtert. Das ist sehr schade, denn die Maschinen und Technikelemente sind toll designt und würden mit einem guten Tuscher viel besser zur Geltung kommen.

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Yippie ya yeah Schweinebacke!

Meinung:
Cable und X-Force bleibt leider hinter seinem Potential zurück. Hätte man den Charakteren mehr Innenleben spendiert und die umständliche Erzählstruktur vereinfacht, wäre dieser Band ein Highlight von Marvel Now! geworden. Doch trotz dieser Mängel bietet die Serie solide Action mit coolen Sci-Fi-Elementen und ekligen Monstern. Der Mangel an Tiefe und Anspruch ist eigentlich nicht weiter schlimm, denn Stallone-Filme sind auch unterhaltsam, ohne intelligent zu sein. Doch bitte Marvel, nehmt Salvador Larroca den Tuschestift weg!

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SEITEN: 124
PREIS: 15 Euro
AUTOR: Dennis Hopeless
ZEICHNER: Salvador Larroca
VERLAG: Panini Comics
ORIG. VERLAG:  Marvel

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