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Comic-Review: Age Of Ultron # 1

Die Prämisse: Ultron hat gewonnen! Die Avengers haben verloren!
Das Setting: Ein postapokalyptisches New York.
Die Handlung: Hawkeye zieht von A nach B und trifft vereinzelte Helden, um so etwas wie Widerstand gegen die Herrschaft der Robo-Rübe aufzubauen.
Wenn man ein Heft in so wenigen Worten umreißen kann, ist es entweder brillant, da man den Kern, die Aussage sofort erkennen kann. Oder es besitzt ein hohles Konzept, welches mehr Worte einfach nicht hergibt.Im Falle von „Age Of Ultron #1“ trifft beides ein wenig zu, leider überwiegt dann allerdings doch der fade Geschmack von Nichtigkeit. Auf den ersten Seiten erschafft Zeichner Bryan Hitch ein grandioses Szenario. Zudem hat er größtenteils wieder zu seiner alten „Ultimates“-Stärke zurückgefunden und liefert ein Feuerwerk ab, welches unbestritten seinesgleichen sucht. Besonders in den epischen Momenten der Splashpages von zerstörten Wolkenkratzern, dystopischen Strassenschluchten und sogar in einer beklemmenden Stimmung einer allgegenwärtigen, wenn auch nicht immer sichtbaren Gefahr.

"If You Can Destroy It Here, You Can Destroy It Anywhere... It´s up to you.. New York, New York!"
„If You Can Destroy It Here, You Can Destroy It Anywhere… It´s up to you.. New York, New York!“

Künstlerische Abstriche gibt es leider in der einen oder anderen Mimik, was mir nicht immer ganz in den Kopf will. Da verliert er sich in einzelnen Fenstern in Hochhäusern im Hintergrund und abgerissenen Zeitungsseiten auf pfützendurchtränkten Gehwegen, aber wenn es um Gefühle und Stirnrunzeln geht, wirkt sein Zeichenstil manchmal gelangweilt und schludrig. Alles im allem tat man aber gut daran, zu warten, bis Hitch alle Seiten im Sack hat und ihm genügend Spielraum zur kreativen Rückbesinnung zu gewähren.

Hawkeye in der Matrix. Er hätte die blaue Pille nehmen sollen.
Hawkeye in der Matrix. Er hätte die blaue Pille nehmen sollen.

Was im gleichen Atemzug aber auch Fragezeichen aufwirft. „Age Of Ultron“ wurde schon vor über 2 Jahren angeteasert. Erstmals in dem Eröffnungsstoryarc der neuaufgelegten Avengers-Ongoing von 2010, wo Tony Stark in der Zukunft eine Tafel mit einer Zeitlinie entdeckt, die schicksalshaft in der „Age Of Ultron“ mündet. Sogar eine eigene Teaser-Ausgabe wurde [AU] gewidmet, in Form von Avengers #12.1 aus dem Jahr 2011, wo Ultron das erste Mal wieder Kontakt zu den Avengers suchte. Dieses Heft gab es dann im Jahre drauf nochmal als „Free Comic Book Day“ Ausgabe, damit die Leser nicht vergessen, dass da ja noch was komm

( aus: Avengers [2010] #5 - Ultron War )
( aus: Avengers [2010] #5 – Ultron War )
 AU-Autor und Teaser-Troll Bendis ging somit seit 3 Jahren mit dieser Geschichte schwanger, und alle Zeichen deuteten darauf hin, dass dies sein Schwangesang an den beiden Avengers-Serien werden sollte, die er über viele viele Jahre geprägt und selbst verfasst hatte. Doch anscheinend hatte man die Rechnung ohne Hitch gemacht. Paradoxerweise wird Bryan Hitch auch nur die ersten 5 Hefte der 10-teiligen Mini-Serie zeichnen, danach übernehmen Carlos Pacheco und Brandon Peterson, und für das große Finale sogar Joe Quesada persönlich, die künstlerische Federführung.
Bendis erklärte jüngst, dass der Zeichnerwechsel sogar Sinn mache, da nach Hitchens Heften ein Sprung in der Geschichte stattfindet, der im Zeichnerwechsel aufgefangen würde. Augenwischerei? Oder Anpassung der Story an aktuelle Ereignisse nach Fear Itself und „schlimmer“ noch… Marvel Now!? Immerhin gab es seit den ersten Entwürfen (damit Hitch sie zeichnen konnte, waren die Hefte ja immerhin schon 2010 fertig geschrieben und somit „veraltet“) viele Änderungen im Marvel Universum, die es nun zu beachten gilt. Bestes Beispiel ist Spider-Man! Bendis betont, dass Peter Parker unter der Maske stecke… doch wie passt das zu „Superior Spider-Man“?

Big Ultron Is Watching You!
Big Ultron Is Watching You!

In Ausgabe #1 immerhin deutet alles darauf hin, dass das Zeitalter des Ultron eben nicht in der Gegenwart spielt, sondern

a) in einer möglichen Zukunft (wie z.B. Days Of Future Past) oder

b) in einer Zukunft, die ermöglicht wurde, weil in der Vergangenheit was verändert wurde (wie z.B. Age Of Apocalypse)

Beides sind gängige Erzählstrukturen im Marvel Universum und somit nichts weltbewegend Neues. Kann Age Of Ultron dennoch überzeugen?

 

Meinung: 

20712cee5dAusgabe #1 liest sich gut, gestärkt durch einen coolen Hawkeye, der die mehr als flache und dünne Story trägt, aber eben auch (wie schon so häufig bei Bendis) wie ein Prolog zu etwas Größerem. Und genau da liegt die Hoffnung, aber auch die Gefahr dieses Mini-Serien-Event-Hype-Crossover-Dingenskirchen. Bendis war immer stark darin, Szenarien und Konzepte zu entwerfen, aber er schwächelte meist in deren Ausführungen, und vor allem in deren Auflösungen. Immerhin verspricht Marvel, das Ende von Age Of Ultron sei dermaßen „krass“, dass so etwas noch nie dagewesen sei. Vielfach wurde schon wieder der von Lesern und Marvelfans befürchtete und gleichermaßen ersehnte Neustart als mögliches Ende gehandelt. Dass Joe Quesada als Final-Zeichner nun auch noch für eine gesteigerte Aufmerksamkeit sorgt, spricht auf jeden Fall für ein Ereignis. Allerdings muss bis dahin noch einiges passieren, denn die #1 war nun alles andere als spannend. Einzig, die Frage: „Wie kam es zu der Machtübernahme von Ultron“ und das Schicksal einzelner Helden haben in mir ein gewisses Weiterlesebedürfnis geschürt. (Henning Mehrtens)

afd11affc6INFO
60
PREIS: 4,99 Euro
Panini Comics
Marvel

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