Chrissi’s Midweek Madness: Frauen in Videospielen

“Oh mein Gott! Samus Aran ist eine Frau? Wie kann das denn sein?” – so, oder so ähnlich haben Gamer reagiert, als Samus am Ende von Metroid das erste Mal ihren Helm abnimmt und ihr weibliches Gesicht offenbart. In Zeiten, in denen Pixel-Frauen als zu rettende Prinzessinen dargestellt wurden, waren Spieler geschockt, da sie die ganze Spielzeit über dachten, sie hätten es selbstverständlich mit einem männlichen Protagonisten zu tun: “Er” ist Soldat und Kopfgeldjäger, kann mit Waffen umgehen, ist sehr sportlich, hat einen coolen Power-Schutzanzug und stellt sich allen Gegnern ohne Angst und Furcht – und das, obwohl “er” ganz alleine im Weltraum auf unzählige tödliche Aliens trifft. Das muss auf jeden Fall ein Kerl sein, denn eine Frau kann das ja niemals schaffen! Und wenn, dann nicht ohne männliche Hilfe!

Tja, 1986 hat Nintendo alle schön reingelegt!

Samus ist eine der ersten spielbaren, weiblichen Hauptcharaktere, die ich in meinem Gamer-Leben kennen lernte. Und ihr folgten in der Videospielgeschichte viele weitere:

Die rothaarige Nariko aus Heavenly Sword, die mit dem himmlischen Schwert und der Adoptiv-Schwester Kai an ihrer Seite, für Gerechtigkeit sorgt.

Aveline aus Assassin’s Creed 3: Liberation, Jade aus Beyond Good & Evil, Alice aus Alice Madness Returns oder die Hexe Bayonetta aus dem gleichnamigen Spiel.

In RPGs ist es schon immer gang und gäbe, dass man seinen Charakter auch als Frau erstellen kann. Bei Ankündigungen zu neuen Spielen mit weiblichen Protagonisten haben Pixel-Frauen es anfangs nicht immer leicht. Lernt man sie näher kennen, finden sich schnell viele begeisterte Fans.

Nicht zu vergessen ist Lara Croft aus Tomb Raider. Sie sucht, seit Mitte der 1990er Jahre auf mehreren Konsolen wertvolle Schätze, löst Rätsel und zeigt gerade in den vielen Fortsetzungen, dass ihr im Dschungel blutige Kratzer nichts anhaben können. Lara ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich Frauen neben unzähligen männlichen Charakteren zu behaupten wissen und keine Glaspüppchen sind, die hinter den Herd gehören.

Mit dem letzte Woche erschienenen Rise of the Tomb Raider liefert sie wieder eine würdige Weiterführung der Reihe.

Auch Faith aus Mirror’s Edge und Kat aus Gravity Rush bekommen demnächst Fortsetzungen. Es zeichnet sich ab, dass der Spielemarkt Frauen im Mittelpunkt einer Geschichte durchaus zu schätzen weiß.

Sie sind alle nennenswert, da ihre Geschichten auf Anhieb faszinieren. Es macht Spaß sie zu spielen und man hat es mit starken, unabhängigen Persönlichkeiten zu tun. Ihnen verlangt man ab, mit Waffen umgehen zu können und ihre Geschicklichkeit im richtigen Moment einsetzen zu können.

Sie dürfen also nicht verweichlicht sein und müssen sich gegen männliche Charaktere durchsetzen können. Und das schaffen sie, ohne gleich als Objekt der Begierde auf dem Bildschirm zu erscheinen. Auch Tifa Lockheart aus Final Fantasy VII zeigt das sehr gut und ist deshalb eine beliebte Cosplay-Vorlage.

In meinen Augen schneidet Quiet aus Metal Gear Solid V da nicht so gut ab. Sie wird freizügig dargestellt, ihre große Oberweite ist mehrmals Mittelpunkt der voyeuristischen Kameraeinstellung und insgesamt wirkt sie wie ein lästiges, dümmliches Anhängsel. Bei ihrer Charakterisierung hat Mr. Kojimi völlig versagt. Aus ihr hätte man eine viel coolere Person machen können, da sie Superkräfte hat. Bei Sniper Wolf und Meryl Silverburgh hat Hideo es ja auch hinbekommen, eine interessante, weibliche Person einzubauen, die Spieler lieben und respektieren.

Als weibliche Gamerin freue ich mich sehr auf Spiele, deren Hauptperson eine aktive, starke Frau ist, die trotzdem weiblich dargestellt wird. Mit ihr kann ich mich gut identifizieren und habe in den unterschiedlichsten Welten, Genres und Zeitspannen Spaß. Zur Abwechslung schlüpfe ich aber auch sehr gerne in die Rolle eines Mannes, um mir weitere Abenteuer nicht entgehen zu lassen.

Auch in Zukunft werden starke, weibliche Persönlichkeiten zu spielen sein. Ganz besonders freue ich mich darauf, die Protagonistin Aloy in Horizon: Zero Dawn, einem Sci-Fi-Rollenspiel mit ungewöhnlichem Look, kennen zu lernen.

Bei männlichen Spielern ist das wahrscheinlich ebenso der Fall? Was haltet ihr von Frauen in Videospielen? Bevorzugt ihr als Protagonist ein bestimmtes Geschlecht und spielt ihr gerne eine Frau?

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Chrissi