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Brettspiel-Review: Andor Junior

Andor für Groß und Klein

Als Michael Menzel sein Erstlingswerk Die Legenden von Andor 2013 veröffentlichte, tat er das gemäß eines Interviews vor allem deshalb, damit er endlich mal ein Fantasy-Spiel mit seinem Sohn spielen konnte, dass nicht zu komplex und vor allem schnell erlernbar sei. Das er mit dann auch noch den Preis Kennerspiel des Jahres mit seiner Premiere abräumte, unterstrich nochmal seine Qualitäten als Brettspielautor und Illustrator mit langjähriger Erfahrung.

Obwohl Die Legenden von Andor mit Hilfe von Erwachsenen durchaus auch von Kindern gespielt werden kann, ein Kinderspiel ist es dennoch nicht. Das dachten sich vielleicht auch Michael Menzel sowie das bekannte Brettspielautorenpaar Inka und Markus Brand, die nun sieben Jahre, einige Erweiterungen sowie zwei weiteren Andor-Teilen später Andor Junior bei Kosmos veröffentlichten, ein kooperatives Abenteuerspiel für 2-4 Heldinnen und Helden ab 7 Jahren.

Immer was zu tun

Ziel des Spiels ist es die drei entlaufenen Wolfsjungen in einer Höhle zu finden bevor der böse Drache die Rietburg erreicht und zerstört. Die Spielenden übernehmen dazu entweder die Zwergin (sucht gut in der Höhle), die Kriegerin (Universaltalent), die Bogenschützin (hohe Ausdauer) oder die Magierin (hohe Kampfkraft), wobei auch die männlichen Gegenstücke spielbar sind. Nun gilt es aber noch vor der Suche in der Höhle verschiedene Aufgaben zu lösen, damit die Spielgruppe dem Brückenwächter beweist, dass sie würdig sind. Diese Aufgaben können das Finden von Kräutern, das Versorgen eines verletzten Falken, das Verjagen eines Trolls und noch vielem mehr sein. Um den Schwierigkeitsgrad anzupassen kann einfach die Anzahl der zu lösenden Aufgaben variiert werden.

Nun gilt es zusammenzuarbeiten, die Aufgaben sinnvoll nach den Stärken und Schwächen der Charaktere aufzuteilen und am Besten noch die anrückenden Gors, die Helfer des Drachen, davon abzuhalten in die Burg zu gelangen. Dazu können sich die Spielenden über die Karte bewegen, Gors bekämpfen, Nebelplättchen aufdecken oder mit anderen Missionszielen oder speziellen Orten interagieren. Jedem Spielenden stehen sechs (Ausnahme Waldläuferin: neun) Sonnenplättchen zur Verfügung, die für die Sonnenstunden eines Tages stehen. Jeder Schritt auf der Karte kostet eines dieser Sonnenplättchen, auf jenem Feld auf dem der Zug beendet wird, wird dann eine Aktion ausgeführt.

Dies ist entweder das Umdrehen eines Nebelplättchens, wobei hier entweder Feinde lauern oder Gold, Holz und andere Goodies zu finden sind. Mann kann aber auch Gors vertreiben die auf der Karte verteilt sind. Dies geschieht indem man mit seinen Würfeln die Anzahl an Schwertern erwürfelt, die auf dem jeweiligen Ort aufgedruckt sind. Gelingt dies, treibt das auch den Drachen auf seiner Leiste ein Feld zurück. Mann kann aber auch seine Sonnenplättchen durch Stärkung an einem Brunnen auffüllen oder eines der Missionsobjekte aufnehmen um es dann in weiterer Folge woanders wieder abzuliefern. Haben dann alle Spielenden sämtliche Sonnenplättchen verbraucht bricht die Nacht an, der Drache bewegt sich gemäß der Augenanzahl des geworfenen Drachenwürfel 1 – 3 Felder weiter, die Gors rücken gen Rietburg vor und erhalten auch noch Verstärkung. In der Nachtphase erhalten die Spielenden auch sämtliche Sonnenplättchen zurück und die verwendeten Brunnen füllen sich wieder auf.

Wurden dann alle Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit des Brückenwächters bewältigt, lässt dieser die Heldengruppe in die Höhle, in der nun die drei Wolfsjungen gesucht werden müssen. Nun wirft man nun auf einem Feld mit einem nicht aufgedeckten Höhlenplättchen seine Würfel und darf dieses beim Wurf einer Fackel umdrehen. Leider finden sich in der Höhle auch einige Gefahren wie Drachenplättchen, die den Drachen voranschreiten lassen oder die Krake, die einen kurzerhand aus der Höhle wirft und alle übrigen Sonnenplättchen raubt, aber auch Nützliches wie den Falken, der die Spielenden einen Blick unter zwei Plättchen erlaubt. Sind die Heldinnen und Helden nun schneller als der Drache und finden rechtzeitig die drei Wolfsjungen, haben sie das Spiel gewonnen.

Junior ist hier Programm

Ich war mir seit der Ankündigung von Andor Junior nicht sicher, ob dieses Spiel etwas für uns ist. Mein Sohn, ganz der Vielspieler wie der Papa, und ich hatten bereits Die Legenden von Andor gespielt und für sehr gut befunden. Braucht es da noch die Kindervariante? Die Antwort ist Ja. Ich durfte bei einem Besuch beobachten, wie das Kind einer befreundeten Familie anderen Kids das Spiel erklärte und diese dann das Spiel ohne zutun von Erwachsenen spielten und sehr genossen, wobei Andor Junior sicher nicht kompliziert ist, für ein Kinderspiel aber doch ein ganz schön umfangreiches Regelwerk hat. Zu beobachten wie die Spannung des Spiels die Kinder faszinierte, wie diese das Abenteuer mitlebten hat mich schon mal mehr als neugierig gemacht.

Und spätestens beim ersten selber spielen war es klar, Andor Junior ist eine sehr gute, wenn nicht perfekte Adaptierung eines mittlerweile modernen Klassikers für Kinder. Die Regeln sind recht eingängig, die Mechaniken machen Spaß, die Vielfalt der taktischen Herangehensweisen ist gegeben, wenn auch nicht riesengroß. Erwachsene mit einiger Spielerfahrung haben sicher schnell raus wie man das Spiel möglichst schnell und einfach lösen könnte, hier sollte man die Kids aber ruhig ein wenig austesten lassen was sinnvoll ist und was nicht. Das Spiel lässt einige Fehler zu, aber recht flott haben die Nachwuchshelden dann heraus wie man doch noch erfolgreich sein könnte. Wobei gar wagemutiges Vorgehen auch schon mal in einer Niederlage endet.

Einziger Wermutstropfen nach vielen gespielten Testpartien in allen Konstellationen von 2 – 4 Spielenden ist, dass der letzte Abschnitt einer Partie mit dem Suchen und hoffentlich Finden der Wolfsjungen immer und immer wieder gleich ist. Davor spielten sich alle Partien durch das Wechseln oder gar zufälligem Ziehen der Aufgaben für den Brückenwächter immer wieder anders und spannend, das Finale war jedoch schon mehr als bekannt und bietet leider keine Abwechslung und ist noch dazu sehr glückslastig. Hat die Gruppe das Pech und deckt vier Drachenplättchen hintereinander auf kann das Spiel schnell mal vorbei sein und man hat keine Chance daran etwas zu ändern, was bei Kindern schon mal in Frustration enden kann.

Das Material ist wie man es von Kosmos gewohnt ist sehr gut, die Marker, Plättchen, Charakterbögen sind sehr wertig, die Holzwürfel ebenso und deren Symbolik ist eindeutig erkennbar. Das sämtliche Heldinnen und Helden als Frau und Mann spielbar sind hat überrascht, aber sehr erfreut, was auch in den Spielgruppen sehr gut aufgenommen wurde. Wie bei Andor immer schon üblich werden sämtliche Charaktere und Bösewichte durch Pappaufsteller dargestellt, was nicht nur unnötiges Plastik spart, sondern sich auch positiv auf den Preis auswirkt.

Pros and Cons

+ sehr gute Anpassung für Kinder
+ abwechslungsreiche Missionen
+ grafische Gestaltung sehr gut gelungen
+ Charaktere spielen sich verschieden

– Aufgabe am Ende immer gleich

Fazit

Wertung

Tolle Umsetzung eines Klassikers für Kinder

Wer gerne mal ein kindgerechtes Fantasyabenteuer mit schönen Mechaniken und abwechslungsreichen Aufgaben spielen möchte, sich aber nicht am immer wieder gleichen Finale stört, der macht mit Andor Junior sicher nichts falsch. Schönes Material, Spannung und tolle Optik zu einem fairen Preis.

Genre: Kooperatives Abenteuerspiel
Verlag: Ravensburger
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 7 Jahren
Spieldauer: ca. 30-45 Minuten
Preis: UVP 29,23

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