Asterix Review Special (13): Asterix und der Kupferkessel
Mit 1.350.000 vorbestellten Exemplaren schwamm „Asterix bei den Olympischen Spielen“ noch auf einer Erfolgswelle, als in Pilote Nummer 469 bereits das nächste Abenteuer angekündigt wurde. Und so tönt es in der Einleitung zu „Asterix und der Kupferkessel“ zu Beginn: „Ja! Da sind sie wieder! Einfach großartig! …“
Schon auf dem Cover erkennt man, wohin die Reise in diesem neuen Abenteuer gehen soll, und was das Wichtigste ist. Es geht schlichtweg um das Geld und die Jagd danach. Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht neben Asterix und Obelix, der gallische Häuptling Moralelastix, den Goscinny und Uderzo der klassischen Literatur entlehnt haben. Dieser ist deutlich an Euclio aus dem Stück Aulularia des römischen Komödiendichters Plautus (nach einer Vorlage von Menander) angelehnt, welche auch als Goldtopfkomödie überschrieben wird. Euclio inspirierte auch einige Jahr(hundert)e später den französischen Autor Molière zur Hauptfigur Harpagon in „Der Geizige“ (L’Avare).
Selbst der Aufbau von „Asterix und der Kupferkessel“ erinnert an ein Theaterstück in mehreren Akten. Mit kurzen, aneinandergereihten Comicepisoden erzählen Uderzo und Goscinny ein urkomisches Abenteuer mit vielseitigen Gags um einen inneren Konflikt. Dass manch einer alles tut um an Geld zu kommen erkennt auch Obelix. Er schlägt doch ganz frech vor, die Abenteuer von sich und seinem Freund niederzuschreiben und zu verkaufen. „Die Abenteuer von Obelix, dem Gallier“ wären bestimmt so interessant, dass die Leute dafür bezahlen würden, was Asterix aber als Unsinn abtut. Hier zeigt sich wieder einmal der typische Humor von Goscinny, mit denen er seine gallischen Abenteuer würzt.
Karikaturistisch wird es aber wieder, als sich das Publikum im Theater in Condate zusammenfindet, wo Obelix einen großen Auftritt haben soll. Dort finden sich mitten in der ersten Reihe, erneut Rene Goscinny und Albert Uderzo wieder, jeweils im Gespräch vertieft. Mit Asterix, Obelix und Idefix stehen immerhin ihre Kreationen auf der großen Bühne.
Asterix und der Kupferkessel
[Ehapa, 1972]
Cäsars Steuereintreiber sorgen mal wieder für Unruhe zwischen den Galliern. Nur Asterix‘ Dorf zahlt keine Steuern. Nachdem sie den Steuereintreiber einmal recht barsch empfangen hatten, müssen sie keine Steuern mehr bezahlen und werden von Cäsar in Ruhe gelassen. Und so kommt es, dass der geizige Häuptling Moralelastix sein gesamtes Vermögen bei Majestix bunkern will um seiner Steuerschuld zu entkommen. Sogleich wird Asterix als Aufpasser über den Kupferkessel voller Sesterze ernannt. Doch mitten in der Nacht wird der Kessel geleert und Asterix wird aus dem Dorf verbannt. Nun hat er zwei Möglichkeiten. Sich seinem Schicksal zu ergeben und ein neues Leben beginnen, oder seine Ehre wiederherzustellen. Mit Obelix an seiner Seite, gibt es aber nur eine Möglichkeit …
Goscinny zieht mal wieder alle Register und präsentiert einen handfesten Krimi. Diebstahl, Betrug, Wiedergutmachung, echte Freundschaft, Sport, Glücksspiel, Dramatik und ein tolles Finale, einfach alles, was eine gute Geschichte braucht, ist vertreten. Hinzu kommen die üblichen Running Gags (die Gallier treffen auf die Piraten, aber diesmal an Land, Obelix öffnet Türen auf seine gewohnte Art) und ein kleines bisschen Wirtschaftskunde, als Asterix mal so eben die Preise für Wildschweine ruiniert, indem er seine eigenen, die er mit Obelix im Wald gefangen hat, zu Dumpingpreisen verschleudert.
Zeichnerisch gibt sich Uderzo erneut keine Blöße und liefert dynamische und witzige Bildkompositionen ab, die vor Details nur so strotzen. Mit jedem Band strahlen seine Zeichnungen mehr Energie aus. Sie wirken geradezu lebendig, so als würden die Figuren jederzeit aus den Panels springen. Auch experimentiert Uderzo erneut mit Licht und Schatten, diesmal jedoch anders, als im vorangegangenen Band bei den Olympischen Spielen. In diesem Band wird weniger die Farbgebung in die Licht & Schattenspiele eingebunden, als mehr die Grundzeichnung und die Tuschearbeiten. Pechschwarze Schatten sehen aber nicht nur gut aus, sondern tragen auch eine gewisse Symbolik mit sich.
FAZIT:
„Asterix und der Kupferkessel“ ist ein ganz besonderes Abenteuer mit vielen Anspielungen und dem typischen Humor, den Asterix und Obelix so bekannt gemacht haben. Dennoch bleibt es insgesamt hinter den bisherigen Abenteuern zurück, kann aber trotzdem gut unterhalten. Auch nach dem mehrfachen Lesen entdeckt man immer noch Neues.
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