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Asterix Review Special (1): Asterix der Gallier

Willkommen zu einer neuen monatlichen Special-Reviewserie, die sich nicht den Superhelden, sondern der frankobelgischen Comicliteratur widmet. Genauer gesagt sogar einem zum Klassiker avancierten Helden: Asterix. Ab sofort werde ich monatlich einen Band der Serie, inklusive wissensreichen Hintergrundinformationen, vorstellen. Dazu zählen Infos zu den Helden, deren Gegnern, den Machern und vielem mehr. Außerdem werde ich die Bände in der originalen französischen Chronologie präsentieren. Wieso, weshalb und warum, das erfährt ihr in einer der zukünftigen Ausgaben. Heute geht es erst einmal mit dem ersten Band, Asterix der Gallier und seiner Entstehung los …

Am 29. Oktober 1959 war es endlich soweit. Asterix erblickte auf den Seiten der französischen, wöchentlich erscheinenden Jugendzeitschrift „Pilote“ das Licht der Welt. Von hier aus sollte sein Siegeszug beginnen. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.

Alles begann mit der Aufgabe, dass sämtliche Comichelden für das kommende, geplante Jugendmagazin Pilote Franzosen sein sollten. Also machten sich René Goscinny und Albert Uderzo in der Pariser Wohnung von Albert Gedanken über die möglichen Helden. Zusammen gingen sie die großen Zeitabschnitte der Menschheit durch und blieben schließlich bei den Galliern hängen. Eine Humorserie über die gallischen Abenteuer gegen die Römer, das war die Idee. Und auch der Held war schnell gefunden. Er sollte am großen gallischen Häuptling Vércingetorix angelehnt sein, und erhielt daraufhin den Namen Asterix. Dessen Name setzt sich nun aus dem griechischen „Asteriskus“, was Sternchen bedeutet, und dem gallischen „rix“ zusammen, welches für König steht. Somit ist Asterix genaugenommen ein Sternenkönig. Und mit der Anlehnung an Vércingetorix entstand auch die Tradition sämtliche Charaktere auf „-ix“ enden zu lassen.

Zusammen arbeiteten die beiden kreativen Köpfe den knollennasigen und sympathischen, aber damals recht untypischen Helden, mit dem Flügelhelm und dem markanten Schnurrbart aus. Mit nur sieben kleinen Skizzen war Asterix auch schon äußerlich fertig charakterisiert und noch auf demselben Blatt Papier fand auch die erste Skizze für die zweite Hauptfigur, Asterix‘ Freund Obelix, seinen Platz. Dieser sollte von seinem Aussehen und Auftreten her das genaue Gegenteil von Asterix darstellen. Groß und kräftig sollte er sein. Eine Besonderheit bei ihm war, dass er sowohl auf der Originalskizze als auch im siebten Panel des ersten Bandes mit einer Streitaxt zu sehen ist, welche er danach aber niemals wieder tragen wird.
Bereits auf der ersten Seite von Asterix der Gallier wird die Richtung, in welche sich die Geschichte entwickeln soll, klar definiert. Neben der zeitlichen Einordnung um das Jahr 50 v. Chr. und der geografischen Ansiedlung in der heutigen Bretagne werden auch gleich die wichtigsten Figuren vorgestellt. Allen voran die Römer, Julius Cäsar, dem gallischen Volkshelden Vércingetorix und natürlich auch Asterix und Obelix. Auch Eigenschaften, wie die Verwendung der lateinischen Sprache bei den Römern, der Dialekt der Germanen und das Aussehen des gallischen Dorfes mit den immer präsenten Hühnern im Hintergrund, werden hier bereits festgelegt.

Wie schon am Anfang erwähnt war es dann am 29. Oktober 1959 soweit und es erschien die erste Ausgabe von „Pilote“ an den Kiosken. Mit dem Untertitel „Großes illustriertes Magazin für die Jugend“ und dem markanten Spruch „Was für ein Blatt!“ war ein Erfolg fast unumgänglich. Nicht unbeträchtlich dazu beigetragen haben das Cover, auf dem eine Montage aus Foto und von Uderzo gezeichneten Charakteren zu sehen ist, und die Werbekampagne des Radio-Luxembourg. Bereits am ersten Tag fanden 300.000 Exemplare des 38,5×26,5 cm großen und 32 Seiten starken Magazins seine Abnehmer. Und auf Seite 20 begannen hier dann auch die Abenteuer des kleinen, aber listigen Galliers Asterix, seines Freundes Obelix, dem Druiden Miraculix und den Römern, allen voran Julius Cäsar und deren inzwischen 34 Bände umfassenden Streit um die Vorherrschaft in Gallien.

Doch nun viel Spaß mit der Review zu diesem ersten Band:

Asterix der Gallier
[Egmont Ehapa Verlag, Dezember 1968]
Die Gallier ergeben sich. Aber bei Weitem nicht alle …

Es ist das Jahr 50 vor Christus.
Ganz Gallien ist von den Römern besetzt.
Ganz Gallien?
Nein!
Denn ein kleines gallisches Dorf leistet den römischen Eroberern erbitterten Widerstand. In ihm lebt der gewitzte Asterix, mit seinem besten Freund Obelix, dem Hinkelsteinlieferanten. Der Druide Miraculix versorgt das ganze Dorf mit einem Zaubertrank, der es den Bewohnern ermöglicht, sich den Römern zur Wehr zu setzen. Diesen ist die Gegenwehr der kleinen gallischen Bastion schon lange zuwider und so schmieden sie einen Plan. Mithilfe des Legionärs Caligula Minus, der sich als Gallier verkleiden soll, wollen sie hinter das Geheimnis der unbeugsamen Gallier kommen. Dank einer List schafft es Caligula, sich das Vertrauen des gallischen Dorfes zu erschleichen und das Geheimnis offenzulegen.
Daraufhin entführen die Römer den Druiden, der den Zaubertrank für die römischen Legionäre herstellen soll, damit deren Anführer Gaius Bonus sich des Thrones von Julius Cäsar bemächtigen kann. Aber Asterix will dabei nicht tatenlos zusehen und tüftelt mit dem entführten Miraculix einen unterhaltsamen und witzigen Plan aus …

Ein als Gallier getarnter Römer soll das Geheimnis lüften.

Mit „Asterix der Gallier“ begann der Siegeszug des kleinen gallischen Helden aus den Köpfen von Rene Goscinny und Albert Uderzo. In einer interessanten und humorvollen Geschichte arbeiten sie die Vergangenheit ihres Landes auf, ohne dabei allzu sehr auf die geschichtlichen Genauigkeiten zu achten. Vielmehr steht der Spaß im Mittelpunkt. In diesem ersten Band sind weder Asterix und sein Freund noch der Rest der Gallier und Römer sonderlich gut ausgearbeitet. Vielmehr geht es um das Abenteuer. Fast schon wirkt es so, als hätten Goscinny und Uderzo nicht so recht an den Erfolg ihres kleinen Duos geglaubt. Die einzige Charakterisierung erfolgt bei Obelix, mit der Aussage, dass dieser als kleines Kind in den Zaubertrank gefallen ist. Dies entwickelt sich im Laufe der Zeit auch zu einer Art Running Gag. Bis auf diesen Punkt bleiben die Figuren sehr flach und eindimensional. Aber es gibt bereits einige Gags, die sich im Laufe der Zeit etablieren sollten, wie die unmusikalischen Fähigkeiten, des Barden Troubadix.

Asterix ist von Anfang an eher direkt und draufgängerisch.

Von den Zeichnungen hat dieser Band mit dem inzwischen weltbekannten Asterix nur noch wenig gemein. Die Grundzüge sind zwar vorhanden, aber er ist, genau wie Obelix, noch sehr roh und einfach gestaltet. Ebenso ist Obelix seine inzwischen sprichwörtliche Fülle in diesem Maße noch nicht vorhanden. Eher wirkt er normal gebaut und ein wenig stämmiger als sein kleiner Freund, aber eben noch nicht dick.

„Dick? Wer ist hier dick?“
Sehr detailliert sind dafür aber die Zeichnungen im Gesamten. Egal ob das Dorf mit seinen filigranen Holztexturen, Natursteinen oder umherwuselnden Lebewesen oder das römische Lager mit seinen Holzpalisaden und der von Flora und Fauna bevölkerte Wald. Immer wieder gibt es Kleinigkeiten abseits der Handlung zu entdecken.

Das mit den Römern, ist eine echt haarige Sache.

Dieser erste Band ist ein gelungener Einstieg in die Abenteuerwelt des Gallierduos. Witzig, spannend und unterhaltsam, mit liebenswerten Figuren und einer detailreichen Welt. Goscinny und Uderzo haben fast alles richtig gemacht, um einen Helden zu erschaffen, der die Herzen der Leser erreicht und dessen Abenteuer man einfach weiterverfolgen will. Auch wenn nicht alles geschichtlich korrekt ist, und auch die eine oder andere lateinische Übersetzung in der deutschen Fassung mehr sinngemäß als wörtlich genau ist, macht dieses Abenteuer schon sehr viel Spaß und ist ein verdienter Klassiker der Comicliteratur.
(Thomas Mülbradt)

Copyright aller verwendeten Bilder © 1961-2013 Dargaud / Les Editions Albert-René, Goscinny-Uderzo / Egmont

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