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Antstream Arcade: Netflix für Retrospiele im Check

Wer keine riesige Wohnung besitzt und trotzdem schon immer eine große Spielebibliothek sein Eigen nennen wollte, oder ein Arcadegame, ohne viele Münzen auszugeben durchspielen möchte, hat nun die Möglichkeit dazu. Seit Ende Mai können unter anderem Kickstarterunterstützer den Cloudspieledienst Antstream Arcade in einer frühen Version testen.

Die Macher hinter Antstream nennen den Dienst selbst das Netflix für Retrospiele und sind Veteranen der Spieleindustrie. So verkündete Firmengründer und CEO Steve Cottam, welcher an der Spielekonsole 3DO von Panasonic mitarbeitete, eine erfolgreiche Finanzierungsrunde, die vom chinesischen Gaming- und Social-Giganten Tencent angeführt wird. Auch das in London ansässige Venture-Unternehmen Hambro Perks beteiligte sich an der Serie-A-Finanzierung, um auch in Zukunft weiter investieren zu können.

Vorsitzender ist Ian Livingston, ehemaliger Präsident und Vorstandsvorsitzender bei Eidos Interactive. Kevin Farnden (Global Computing), Darren Melbourne (Mitbegründer von Playdemic), Miyake Kazutoshi (ehemaliger Vorsitzender von Sega Europe) und Jon Burton (Gründer von TT Games).

In Großbritannien ging der Dienst am 1.Juli offiziell für 9,99 £ im Monat an den Start. Seitdem sind in regelmäßigen Abständen ein paar neue Spiele und Challenges hinzugekommen. Challenges sind Herausforderungen, die extra für ein Spiel programmiert werden. So gibt es zum Beispiel Zeitherausforderungen, in denen man ohne zu schießen überleben muss, mache so viele Punkte wie möglich in der vorgegebenen Zeit oder mit einer bestimmten Anzahl an Leben. Für jede bestandene Challenge gibt es eine Medaille (Bronze, Silber und Gold), die einen Gegenwert in die spieleigene Währung „Gems“ besitzt. Mit diesen Gems können neue Herausforderungen freigeschaltet werden.

Insgesamt gibt es pro unterstütztem Spiel bis zu fünf Herausforderungen, welche im Schwierigkeitsgrad ansteigen. Diese Herausforderungen können auch im Wettkampf mit einem weiteren Spieler gespielt werden, wobei beide die gleiche Anzahl an Gems einsetzen. Wird man herausgefordert, erhält man eine Mail mit den Siegbedingungen. Nimmt man die Herausforderung an, hat man einen Versuch die Siegbedingungen zu erfüllen. Der Gewinner erhält die eingesetzten Gems. Bei einem Gleichstand bekommt jeder seine Gems zurück. 29 Gems werden einem Spieler ab dem zweiten Tag bei täglicher Anmeldung jeden Tag gutgeschrieben.

Da Antstream einen Client benötigt, ist der Dienst zurzeit unter Windows, Mac, Xbox One, Android Smartphones und Tablets sowie auf dem Nvidia Shield und Amazon Fire TV (Stick) spielbar. Zukünftig werden auch noch weitere Clients, inklusive Playstation 4, hinzukommen. Als Internetverbindung wird eine gute 4G-Verbindung vorausgesetzt, besser funktioniert es mit schnellem Internet über W-LAN oder Ethernet-Verbindung. Da das Spiel nicht heruntergeladen, sondern komplett gestreamt wird, funktioniert es auf fast jeder Hardwarekonfiguration.

Noch wichtiger als eine schnelle Verbindung sind niedrige Latenzen, damit die Steuerung gut funktioniert. Die Spiele in Antstream sind auf einen Xbox One Controller ausgelegt, aber auch ein Playstation Controller funktioniert zum Beispiel an einem Mac einwandfrei. An Unterstützung von mehr Controllern wird gearbeitet. Wer keinen unterstützten Controller besitzt, kann auch mit einer Tastatur spielen. Ebenfalls ist es möglich, Antstream auf einem Android-Handy oder Tablet mit Touch zu spielen. iOS-Geräte werden zurzeit noch nicht unterstützt. Leider sind manche Spiele noch auf digitale Eingaben angewiesen, so dass diese Spiele mit Touch kaum bis gar nicht spielbar sind. Dazu gehören Spiele wie Super Cars, da die Touchsteuerung viel zu sensibel ist, um das Auto vernünftig lenken zu können.

Getestet wurde meistens im W-LAN mit einer 100 Mbit Verbindung ins Internet, sowohl unter macOS, Windows 10 und an einem Android Smartphone. Der Test am Amazon Fire TV misslang leider, da die Spiele mit der Fernbedienung wegen zu hoher Eingabelatenz nicht spielbar waren und kein Controller funktionieren wollte. Der Client ist recht schnell installiert und startet flott. Da alle Spiele bei Antstream Arcade von den Rechteinhabern lizensiert wurden, werden die Spiele in der ursprünglichen Version emuliert und gestreamt. Zurzeit sind über 400 Spiele in der Bibliothek, welche aus den Bereichen Arcade, Spectrum ZX, C64, Amiga und Mega Drive stammen. Da Antstream schon über 1000 Spiele lizenziert hat, ist ein stetiges Wachstum der Bibliothek gesichert. Im Moment erscheinen jeden Dienstag neue Challenges und jeden Freitag neue Spiele auf Antstream.
Da Antstream Arcade ein britischer Spieleservice ist, wird auch viel auf britische Software wert gelegt. So gehören Codemasters, Gremlin, Ocean, Sensible Software und Bitmap Brothers zu den großen Unterstützern des Dienstes, aber auch Epyx aus den USA oder Data East aus Japan und vor allem SNK und Technos Japan Corp bei Arcade-Spiele sind häufig zu finden.

Auf dem Startscreen werden einem zuerst die bereits gespielten Spiele, gefolgt von den Spielen mit Challenges und die unterstützten Multiplayer Spiele angezeigt. Danach folgen verschiedene Kategorien wie Driving Games, Platform Games oder Beat’em-Up Games. Leider gibt es keine komplette Übersicht aller Spiele im Client, und man muss auf eine Übersichtsseite und die neu hinzugekommenen Spieleseite im Internet ausweichen. Findet man dort das gewünschte Spiel, kann dieses über die Suche gefunden werden und man erhält eine Übersichtsseite mit Kurzinfos über das Spiel. Sollte das Spiel in verschiedenen Formaten vorliegen, kann hier die gewünschte Version ausgewählt und gestartet werden. Während das Spiel im Hintergrund vorbereitet wird, wird einem die Steuerung erklärt und wissenswertes über das Spiel angezeigt.

Drückt man jetzt den Play-Button wird das Spiel sofort gestreamt. Während des Spielens kam es manchmal vor, dass die Streaming Rate einbrach und das Bild deutlich pixeliger wurde, allerdings wurde die Steuerung nicht beeinträchtigt. Diese reagiert auch bei niedriger Streaming Rate immer noch einwandfrei. So zum Beispiel bei Pinball Dreams, wo eine verzögerte Steuerung das Aus für jede Flipperkugel bedeuten würde, kam es nie zu nennenswerten Verzögerungen bei der Steuerung. Der Flipper lässt sich genauso gut wie an einem Amiga spielen. Mittlerweile gibt es auch für bestimmte Spiele Multiplayer Unterstützung, so dass zwei Spieler an einem Gerät mit oder gegeneinander spielen können. Leider gibt es noch keine Möglichkeit Spielstände zu speichern, so dass nach jedem beenden des Spiels alle Fortschritte oder Highscores verloren sind. Einzige Ausnahme sind die Highscores bei Challenges, diese werden separat in einer Übersicht zur Challenge gespeichert.

Da es sich bei Antstream, außerhalb Großbritanniens, noch um eine frühe Version handelt, kam es leider in mehreren Stunden Spielzeit zwei, dreimal vor, dass die Spielesession mit dem Hinweis wegen Inaktivität abgebrochen wurde, obwohl man am Spielen war.

Fazit

Antstream Arcade hat die Möglichkeit, zum Mekka für Retrofans zu werden. In Großbritannien startete am 1. Juli der reguläre Betrieb für 9,99 £ im Monat oder als Jahresabo 95,88 £ entspricht 7,99 £ im Monat. Auch ein vergünstigtes Monatsabo für 7,99 £ wurde bereits angeboten. In der Betaphase war der Streaming Service schon sehr stabil und konnte vor allem bei der Steuerung ohne auffallende Verzögerung punkten. Auch sind die Spiele bei guter Internetverbindung kaum bis gar nicht vom Original zu unterscheiden, außer dass die Spiele hochauflösend, gestochen scharf und ohne CRT-Flimmern auf dem Bildschirm erscheinen. Wer gerne Filter einsetzt, findet bei Antstream Arcade leider keine. Da in Zukunft auch Spiele in CD-Größe erscheinen sollen, werden noch weitere Hardwareemulationen hinzukommen. Sollte es dann demnächst auch noch die Möglichkeit zum Speichern geben, gibt es eigentlich keinen Grund mehr hier nicht mal vorbeizuschauen und zumindest für einen Monat mal zu testen.

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